Demokratie-Harakiri in Graz. Zum Erfolg einer Partei, deren Ideologie nicht gerade für Grundfreiheiten steht – und was die heutige Schulbildung dazu beiträgt

Nur ein kurzer Kommentar aus aktuellem Anlass:
Bei den Wahlen in Graz erreichte die kommunistische KPÖ mit 22.725 Stimmen 19,86%. Das bedeutet einen Stimmenzuwachs von 8,68% (und etwa 10.000 Stimmen) und sie ist damit nach der konservativen ÖVP zweitstärkste Partei der steirischen Landeshauptstadt und zweitgrößten Stadt in Österreich.

Dieses Wahlergebnis ist ansich wenig überraschend, wenn man sich den heutigen Zeitgeist ansieht. Wie bereits in meinem Artikel über den heutigen Marxismus beschrieben, besteht bezüglich der Aufklärung in Hinblick auf die Verbrechen der marxistisch-kommunistischen Ideologie einiges an Nachholbedarf.

Der Kalte Krieg ist seit nunmehr über 20 Jahren vorbei und die Generation, die diese ideologische Auseinandersetzung nicht mehr miterlebt hat, die nicht mehr weiß, wie die Kommunisten einst die gesamte westliche Welt mit der Auslöschung bedrohten, ist nun wahlberechtigt und frustriert über die Politik, die betrieben wird. So ist es wenig überraschend, dass ein Großteil der Stimmen, die an linke Parteien fließen, nicht von überzeugten Ideologen kommen sondern von Protestwählern. Viele dieser Protestwähler sollen diesmal sogar das gesamte politische Spektrum übersprungen haben und ursprünglich FPÖ und BZÖ Wähler gewesen sein. Somit sieht man mal wieder, dass Wahlergebnisse nicht unbedingt die ideologisch-politische Ausrichtung der Bevölkerung eines Landes widerspiegeln, sondern lediglich die Unzufriedenheit mit der Politik der Großparteien.

Trotzdem ist dieser Stimmenzuwachs bei den äußeren linken Parteien demokratiepolitisch bedenklich. Schließlich kam und kommt es in Ländern, in denen kommunistische Parteien an die Macht kommen meist zur recht raschen Ausschaltung der Opposition, zur Durchwebung aller wichtigen Institutionen mit kommunistischen Strukturen und  letztlich zum Versuch der totalen Umwälzung der Gesellschaft. Meinungs- und Redefreiheit besteht in kommunistischen Ländern nie, und die Religionsfreiheit, die sie bieten ist nicht mehr als eine Farce. Zwar wird üblicherweise keine Religion bevorzugt – dafür alle gleich stark verfolgt: insofern besteht Gleichheit.

Es zahlt sich wirklich aus, sich über die Folgen der Machtergreifung gewisser Ideologien in der Geschichte zu informieren (und zwar über eben die Bereiche, die in der Schulbildung oft vernachlässigt werden), bevor man sich die Schuhe anzieht, zum Wahllokal geht und aus Frust irgendeine Partei wählt – vielleicht die, von der man eben einen (wahrscheinlich roten) Kugelschreiber bekommen hat oder die einem die am hübschesten klingenden Flausen in den Kopf setzt. Nehmen Sie doch bitte ein (objektives, kein „politisch korrektes“) Geschichtsbuch (von einem echten Historiker, keinem Möchtegern-Geschichteversteher wie Karl Marx) in die Hand uns lesen sie die (hoffentlich vorhandenen) Kapitel über die Geschichte Osteuropas und des östlichen Mitteleuropas zwischen 1920 und 1990, bzw Ostasiens von 1920 bis heute. Lassen Sie bitte auch nicht die Kapitel über den Völkermord in Osteuropa während den 1930er Jahren und über die Geschehnisse von 1962 aus, als Herren wie Nikita Sergejewitsch Chruschtschow und Fidel Castro (der alte Kumpel vom „linken Messias“ und Pop-Idol Che Guevara), Millionen Menschen mit der Auslöschung durch Atomraketen gedroht haben, nur um ihre Macht zu demonstrieren (für alle die es nicht so mit Büchern haben: Wikipedia – Stichwort „Kubakrise“) und dann versuchen Sie, Ihren Kindern, Verwandten, Freunden und Ihrem eigenen Spiegelbild zu erklären, wieso sie eine ideologisch mit diesen Verbrechern verwandte Partei zu wählen gedenken und damit riskieren, dass die Geschichte sich wiederholt – dass Ihre Kinder erneut in Angst leben müssen.

Eine Lüge wird nicht wahrer, je öfter man sie wiederholt. Kommunisten (auch wenn sie Tarnnamen wie „Sozialisten“ oder „Marxisten“ benutzen) sind KEINE Demokraten, egal, was gewisse Gruppen Ihnen verklickern wollen. Bitte gehen sie in Ihren Nachforschungen über das hinaus, was in den Schulbüchern steht. Geschichtsbücher verbreiten Wissen stark selektiv und sind oft (oder eigentlich immer) dem Zeitgeist entsprechend gefärbt geschrieben (Vergleichen Sie einmal Geschichtsbücher aus verschiedenen Jahrzehnten und prägen Sie sich die Unterschiede ein. Und dann bedenken Sie, dass der Geschichtsunterricht aller Länder und aller Epochen den Anspruch erhob, die einzige objektive Quelle zu sein…). Bitte informieren Sie sich aus verschiedenen Quellen und scheuen sie sich nicht vor kritischer Literatur – gerade wenn Sie von einer Ideologie begeistert sind. Es wird ihr Weltbild bereichern – und unsere Kinder und Kindeskinder vielleicht vor einer erneuten Katastrophe bewahren.

3 Kommentare

  1. Hallo!

    Zwei Dinge die mir in diesem Kommentar gefallen:
    Du betrachtest FPÖ als andere Seite des politischen Spektrums zur KPÖ.
    FPÖ als Partei in Österreich die gespalten ist zwischen Wirtschafsliberalen (meist auf kommunaler Ebene) und Rechtsextremisten (Personen wie Detlef Wimmer und ähnliche) und denjenigen diese Gruppen vereinigen.

    Dein Aufruf verschiedene Quellen zu benutzen – wenn man selbst nur mehr Schriften/Bücher liest aus der eigenen Gedankenwelt entwickelt man sich nicht mehr weiter und sieht Fehler des eigenen Denkens nicht.

    Zwei Dinge die mir an diesem Kommentar nicht gefallen:
    Dein Hinweis ein objektives und nicht ein „politisch korrektes“ Geschichtsbuch zu verwenden. Genau diese Formulierung wird sehr häufig von Personen am linken und rechten Rand verwendet. Beide Gruppen empfinden die offizielle Geschichtsschreibung als nicht ausgewogen oder als Geschichte mit den „falschen“ Schwerpunkten.
    Entweder du gehört zu einer der genannten Gruppen (deine Fokussierung des Aufzeigen der kommunistischen Toten legt den Schluss du seist ein Linksextremist nicht unbedingt nahe) oder du drückst unbewusst unglücklich aus. Ich weiß du bist nicht unintelligent, also drücke dich bitte nicht mit Phrasen aus die sonst nur Extremisten benutzen, wenn du als keiner gelten willst.
    Nur nebenbei ich kenne kein allgemeines Geschichtsbuch welches die Gräueltaten kommunistischer Regime auslässt.

    Du sagst ein Großteil der Stimmen die an linke Parteien fließen komme nicht von Ideologen sondern von Protestwählern.
    Das ist einer der einfachsten Ausreden die ich jemals gehört habe um die eigene Einstellung zu schützen. Sich auf die Schutzbehauptung die meisten Wähler von SPÖ, KPÖ, und sonstigen würden diese Parteien aus Protest wählen schon sehr schwach. Das wäre ähnlich wie wenn man behauptet, die meisten Wähler der ÖVP wählen die ÖVP aus Protest und nicht weil sie christlich-konservativ ist. Nur weil man sich selbst nicht vorstellen kann, dass es Personen gibt die eine solche Partei aus Überzeugung wählen sich auf Protest auszureden ist einfach schwach. Wähler von linken Parteien sind genausowenig Zombies wie Wähler von rechten Parteien. Besonders gegen was wäre eine Stimme für SPÖ oder ÖVP ein Protest?

    Zwei Anmerkungen beziehungsweise Fragen:
    Kennst du eine Partei (Die Grünen ausgenommen es sei denn dir fällt einer für die Grünen ein) in Österreich die nicht eine Ideologie vertritt die irgendwo auf der Welt einen Massenmord angerichtet hat? (Ein Massenmord reicht – das es für die einen mehr Beispiele als für andere gibt sollte klar sein)
    Marx hat sich selbst nie als Historiker bezeichnet.
    Beim folgenden Punkt musste ich kurz lachen.
    Wie hätte Marx ein Geschichtsbuch schreiben sollen von Dingen die nach ihm passiert sind? Die letzte Frage meine ich natürlich nicht ernst.

    Ich dachte ich schreibe wieder einmal einen Kommentar. Der letzte Kontakt war ja bereits im Oktober.

  2. haha, ja danke für den kommentar.
    Ich kann dich beruhigen, ich bin kein extremist, in keiner richtung. dass extremisten auch so argumentieren wie ich, dass „political correctness“ nicht immer das wahrheit entspricht ist wohl so, aber wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass da durchaus was wahres dran ist. Ich habe mich vielleicht etwas undeutlich ausgedrückt, ich meinte nicht, dass „Geschichtsbücher“ (also Bücher von Historikern, die an Unis benutzt werden) unbedingt falsch sind, weil sie politisch korrekt sind, ich meinte eigentlich „Schulbücher zum Fach Geschichte“. Also was an öffentlichen, stink normalen Schulen im Geschichtsunterricht benutzt wird. Diese Bücher müssen natürlich selektiv sein, weil man in 1-2 Wochenstunden nicht sehr in die Tiefe gehen kann. Trotzdem ist es interessant, WAS weggelassen wird.
    Ein beispiel: heutzutage ist es, was man hört, nicht mehr politisch korrekt, über die sogenannten „türkenkriege“, also die kriege zwischen der habsburgermonarchie und dem osmanischen reich in schulen zu unterrichten. als ich in der volksschule war, war das grundstoff im sachunterricht, aber angeblich (ich weiß nicht ob es wahr ist), soll das thema heute ausgespart werden, weil es böses blut verursachen könnte gegenüber unseren mitbürgern mit türkischen migrationshintergrund (meint man). Und genau das ist so ein fall – soll man es unterrichten, weil es ja historisch der wahrheit entspricht, oder soll man es aussparen um „niemanden zu beleidigen“. wenn man es jedoch ausspart, entscheidet man sich für eine stark selektive geschichtswahrnehmung und produziert eine solche auch bei der jugend. dann stellt sich die frage, welche themen man lieber sonst noch weglässt. wo würde das enden?
    Das meine ich damit, dass „political correctness“ letztlich zu akuter geschichtsfälschung führen kann.
    Bitte mich nicht falsch zu verstehen – ich habe keinerlei probleme mit unseren türkischstämmigen mitbürgern. aber ist es rechtens, diese dinge auszusparen, während man auf anderen dingen (wie der nazizeit) endlos herumreitet? Es ist gut und richtig, dass unsere jugend über diese wohl dunkelste zeit österreichs lernt (ich meine die nazizeit), aber das ergebnis ist leider oft – und ich habe das selbst erlebt – dass menschen mit migrationshintergrund auf dieser sache permanent herumreiten und jeden kritiker einen nazi nennen und man darauf nichts erwidern kann, weil diese sache wie ein dämon über uns österreichern (und sicher auch den deutschen) schwebt – und das liegt durchaus daran, weil über die verbrechen der herkunftsländer anderer mitbürger nichts unterrichtet wird und nichts bekannt ist! Wer spricht oder weiß über den Genozid der Türken an den Armeniern? Niemand. An den Völkermord der Serben an Bosniern und anderen Balkanvölkern können einige sich vielleicht noch erinnern, aber die jüngeren unserer Generation sicher nicht. Wenn wir schon die herkunft unserer mitbürger mit migrationshintergrund achten (was wir ja vorbehaltlos tun sollten), sollte man aber auch über die dunklen seiten ihrer herkunftsländer erfahren.

    Alle Ideologien haben Dreck am Stecken – auch die Grünen, die letztlich auch Marxisten sind.

    Die Sache mit den protestwählern habe ich aus offiziellen Statistiken, die im Fernsehen veröffentlicht wurden. Es ist statistisch belegt, dass viele KPÖ Wähler Protestwähler aus allen möglichen Lagern (einschließlich FPÖ und BZÖ) waren bei dieser Wahl. Wären diese Wähler nämlich alle ideologische kommunisten, sollte man beginnen sich ernsthaft sorgen zu machen…

    Natürlich konnte marx die folgen seiner ideologie nicht vorhersehen und folglich auch nicht darüber schreiben (abgesehen von seinem brief, in dem er schreibt, er würde auswandern, sollten seine ideen verwirklicht werden). Aber Marx hat viel über seine Interpretation der Geschichte geschrieben und es wird von Marxisten verschlungen und 100% für bare münze genommen.

    Ich hoffe ich konnte deine Fragen befriedigend beantworten und einige Missverständnisse
    aufklären. Falls noch unklarheiten bestehen, scheue dich nicht, mich darauf anzusprechen. Ich denke meine Artikel „Österreichs Kampf gegen den Nationalismus“ und „Auf der Suche nach den wahren Österreichern“ kann auch noch einiges beantworten, vor allem die Frage, wo ich politisch stehe – ich denke in diesen Artikeln das wichtigste gesagt zu haben.

    Vielen Dank für deinen Kommentar!

  3. ps zu „nenne eine partei deren ideologie nicht irgendwo auf der welt einen massenmord verübt hat“, da muss ich doch noch etwas sagen…die kommunisten haben so gut wie ÜBERALL wo sie uneingeschränkte macht erlangt haben, verbrechen gegenüber kritikern begangen und letztlich massenmord begangen. das ist schon ein unterschied und lässt sich nicht wegargumentieren mit den verbrechen der katholiken in der frühen neuzeit, die man jetzt der ÖVP in die Schuhe schieben könnte…denn christlichsoziale systeme haben oft bewiesen, dass sie funktionieren KÖNNEN (nicht müssen), während kommunistische regimes IMMER totalitär und demokratiefeindlich waren oder wurden….meiner meinung nach ist da schon ein riesiger unterschied!

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