Arabischer Frühling, Sommer, Herbst und Winter oder: Warum Revolutionen nicht das geeignete Mittel sind, um die Welt zu verbessern – Eine Streitschrift

PROLOG

Die arabische Revolution – in Anlehnung an den Prager Frühling euphorisch „Arabischer Frühling“ genannt – ist jetzt schon seit beinahe 2 Jahren im Gange. Im Westen wie auch in Teilen der arabischen Welt weckte sie Hoffnung auf eine Demokratisierung und Verbesserung der Lebensumstände der dortigen Bevölkerung.
Einige Dinge haben sich auch verbessert, doch viele Dinge blieben gleich, ja, haben sich sogar verschlechtert. So wurde die Situation der christlichen Minderheit in den postrevolutionären Staaten um so viel gefährlicher, dass sich die syrischen Christen zum großen Teil den Verbleib der Regierung Assad wünschen – die Erfahrung in Ägypten hat sehr dazu beigetragen.
Die Situation der koptischen Christen in Ägypten hat sich – obwohl die Kopten zu einem großen Teil aktiv an der Revolution beteiligt waren – rapide verschlechtert. Die Revolution hat eine Anarchie hervorgebracht in der gewalttätige extrem-islamische Gruppen ohne Probleme Kirchen angreifen und niederbrennen können – und das herrschende Militär sie nicht daran hindert. Die Zahl der Angriffe auf Christen schoss seit der Revolution stark in die Höhe und die Angst vor einer weiteren Erstarkung radikaler Muslime liegt wie eine Dunstwolke in der Luft.
Der postrevolutionäre ägyptische Präsident und Muslimbruder Mursi machte außerdem keinerlei Hehl aus seinem Antisemitismus und schloss sich öffentlich einem Gebet um die Vernichtung der Juden an. Und ja, es ist antisemitisch, darum zu beten, dass das Volk der Juden vernichtet würde – das lässt sich nicht mehr als „Antizionismus“ oder gerechtfertigte Israelkritik“ abtun und verharmlosen. Dass solche Individuen jetzt an der Macht sind, ist auch ein Resultat der ach so gepriesenen Revolution. Darauf, dass dieses Muster nichts ungewöhnliches ist, und dass ähnliches nach Revolutionen grundsätzlich immer passiert, komme ich weiter unten noch zurück.

DAS PROBLEM DER ARABISCHEN REVOLUTION

Was ist nach der Revolution also passiert? Sollte die Revolution nicht Freiheit für alle bringen?

Meiner Meinung nach liegt das Problem an der Wurzel und zwar an zwei Aspekten:

Das erste Problem ist, dass die arabischen Länder ein Teil der Welt ohne demokratische Tradition sind. Demokratie kann nicht von heute auf morgen entstehen und sie kann schon gar nicht erzwungen werden. Diesen Fehler haben die Amerikaner auch in Afghanistan und dem Irak gemacht. Diese Staaten lassen sich nicht einfach in ein westliches Schema pressen – sie müssen ihre eigene Gerechtigkeit finden. Auch das demokratische System Österreichs und Deutschlands geht ja nicht auf die US-amerikanischen Befreier (und schon gar nicht auf die sowjetischen) zurück sondern auf das parlamentarische System unserer beiden Monarchien. Mit dem amerikanischen System lässt sich das in nur sehr wenigen Punkten vergleichen. Und so wird es in der arabischen Welt sicherlich auch in Zukunft sein: auch sie werden ein ihren Traditionen entsprechendes, gerechtes System finden. Doch stellt sich die Frage, wie lang der Weg dorthin in der arabischen Welt sein wird und wo genau er vor dem Erreichen seines Ziels vorbeiführt.

Bei einer Veranstaltung zum Thema „Wie sieht die Zukunft Europas aus, wenn der Islam immer stärker wird“, wies ein koptischer Christ aus Ägypten auf die Tatsache hin, dass der gesamte Nahe Osten einmal christlich war und dann nach und nach islamisiert wurde – nicht immer nur mit friedlichen Mitteln. Er warnte uns eindringlich davor, uns dem Islam so weit auszuliefern, dass wir irgendwann nicht mehr herauskommen. Natürlich ist diese Meinung überspitzt und basiert vermutlich auf seinen eigenen Erfahrungen als Teil einer nicht immer freundlich behandelten Minderheit, dennoch steckt auch darin ein Körnchen Wahrheit. Man sollte solche Gedanken und Zweifel nicht einfach ohne kritische Reflexion als „islamophob“ vom Tisch kehren. Natürlich wird über das zukünftige – hoffentlich friedliche – Zusammenleben mit den Muslimen in Europa kritisch nachzudenken sein. Die Gefahr des Islamismus muss uns bewusst sein – obwohl wir natürlich niemals den Fehler begehen dürfen, in jedem Moslem einen Islamisten zu sehen und alles in einen Topf zu werfen, wie es die Linken mit ihren Gegnern immer tun.

Und natürlich müssen wir auch an die Christen im Nahen Osten denken. Die Organisation „Open Doors“ veröffentlicht auf ihrer Webseite immer die traurige Top 50 Liste der Länder mit der stärksten Christenverfolgung. Es ist kein Zufall, dass diese Liste stets fast nur aus kommunistischen, ehemals kommunistischen und – vor allem seit dem „Arabischen Frühling“ –  islamischen Ländern besteht. Diese Dinge sind Tatsachen. Der Besitz einer Bibel oder das offene zeigen christlicher Symbolik sind zum Beispiel in Saudi-Arabien schwere Straftaten.

Die Bedrohung andersgläubiger Minderheiten durch extrem-islamische Regimes in den meisten Ländern der Region ist bei aller Euphorie über die arabische Revolution bei Diskussionen zu dieser Thematik also durchaus auch zu berücksichtigen.

Doch das andere, viel größere Problem ist das Prinzip der Revolution an sich. In der Geschichte sehen wir, dass Revolutionen NIE Freiheit, Gerechtigkeit oder Frieden gebracht haben, sosehr sie es sich auch auf die Fahnen geschrieben haben. Dass die Menschen heute immer noch so ewigvorgestrig sind, an den Erfolg von Revolutionen zu glauben ist erschütternd und sehr traurig. Das ständige Geschwafel von Revolution, ja sogar Weltrevolution ist nichts als abgelaufenes Opium für das Volk und muss historisch gebildeten Menschen sehr zu denken geben.

REVOLUTIONEN IN DER GESCHICHTE

Wenn wir uns die Revolutionen der Vergangenheit ansehen, so bemerken wir, dass das Ergebnis stets eine Diktatur war.

Revolutionen finden nicht ohne Grund statt: meistens ergeben sie sich als Folge einer unterdrückerischen Regierung. Die Französische Revolution war eine Folge des dekadenten Absolutismus der Bourbonen in Frankreich, die Russische Revolution richtete sich gegen die völlig veraltete, autokratische Regierungsform der Zaren. Dass diese Ereignisse kommen mussten steht außer Frage, und es war die Schuld der damaligen Herrscher.
Dass sie aber keine Wendung zum Guten brachten lehrt uns die Geschichte auch: grundsätzlich wurden Institutionen der alten Systeme nach der Revolution übernommen und Revolutionäre, die einst noch hochtrabende Freiheitsträume hatten, benutzten und benutzen eben jene Institutionen, welche im alten Regime verhasst waren (wie zum Beispiel Geheimpolizei, Straflager, Folter…) einfach weiter. Auf die Französische Revolution folgte ein Jahrhundert voll Terror, Blut, Aufbegehren und Kriege teilweise gegen die eigenen Landsleute. Die Russische Revolution wurde nach einer sehr kurzen, mehr oder minder demokratischen Phase durch einen erbitterten Bürgerkrieg zwischen „Roten“ und „Weißen“ abgelöst, aus dem die Roten schließlich als Sieger hervorgingen: das Ergebnis war jenes Regime, welches in der Geschichte die höchste Zahl ziviler Opfer brachte und fast ein Jahrhundert an der Macht blieb – mithilfe eines regen Spitzelwesens, einem System von Konzentrationslagern, Gehirnwäsche und Manipulation. Die unter den Zaren eingeführte Tradition, politische Gegner an den Polarkreis zu verbannen, wurde von den Revolutionsregierungen der Kommunisten schließlich perfektioniert.
Die letzten Reste dieses repressiven Systems können wir heute noch in Staaten wie Nordkorea sehen.

Auch im Nahen Osten sah man bereits, wohin Revolutionen führen. Während der iranischen Revolution 1979/80 wurden alle, die irgendwie mit der Schah-Regierung oder mit Ausländern zu tun hatten hingerichtet. Viele Menschen wurden an Kränen aufgehängt – westlich orientierte Menschen ermordet. Das Ergebnis war ein radikal-islamisches Regime, welches wir bis heute sehen – ein Regime, in dem Frauen keinerlei Rechte haben, in dem es keine Meinungsfreiheit gibt und der Islam das einzig gültige Recht ist.

Hunderte Millionen Menschen gaben ihr Leben aufgrund von Revolutionen. Und wofür? Gebessert hat sich nie etwas.

DER KLEINE SCHRITT VON DER REVOLUTION ZUR DIKTATUR

Das Hauptproblem der Revolution liegt in dem Machtvakuum das entsteht. Wie bereits erwähnt, passieren Revolutionen meist in Staaten, die sehr autoritär geführt werden. Der Machthaber hatte alle Macht in seinen Händen. Nach seinem Sturz weiß niemand, wie damit umzugehen ist. Der absolute Herrscher fehlt plötzlich und es stellt sich die Frage, wer ihn ersetzen soll. Meistens, oder eigentlich immer, entspringt der Revolution eine Person, die von sich behauptet „die Revolution zu retten“, die die angeblichen Schwächen der Gewaltenteilung aufdeckt und schließlich unter dem Beifall des Volks die Macht ergreift. So war es in Frankreich, Russland, Afghanistan….überall. Auch in Ägypten zeichnet sich dieses Muster bereits mit dem de facto absolut herrschenden Präsidenten Mursi ab.

Und eigentlich ist das auch klar. Eine Revolution ist einem Krieg sehr ähnlich. Im Krieg braucht man auch eine starke Führung, denn würde man über jeden Schritt des Militärs erst in einem zerstrittenen Parlament abstimmen, würde die Front vermutlich zusammenbrechen – vor allem wenn die Parteien einander blockieren. Zu diesem Zweck gab es zum Beispiel in Österreich-Ungarn den berühmt-berüchtigten §14, der in Zeiten des Krieges die Macht des Parlaments ausschaltete. Dieser Paragraph an sich war nicht dumm, er war sogar sehr wichtig, wenn man sich die Uneinigkeit im damaligen Reichsrat ansieht, in dem jeder Abgeordnete nur an den eigenen Vorteil und den Vorteil seiner Nation innerhalb der Monarchie dachte und die wenigsten das große Ganze sahen, jedoch konnte dieser Paragraph auch sehr leicht missbraucht werden, wie man an den Ereignissen nach dem Ersten Weltkrieg sieht, als die regulierende Kraft des Kaisers wegfiel und in Österreich nur noch die zerstrittenen Parteien herrschten – und sich schließlich bekriegten.

Obwohl eine einige Führung in Zeiten des Krieges nicht dumm ist, ist sie für Friedenszeiten nicht zu gebrauchen. Bei Revolutionen lässt sich nur nicht genau erkennen, wann die Zeit des Krieges vorbei ist und die des Friedens begonnen hat.
Da es Revolutionen an sich haben, dass das System sämtlich umgestürzt wird, gibt es keine Regeln – es regiert das Recht des Stärkeren. Gruppierungen die als gemeinsamen Feind noch das alte unterdrückerische System hatten und zuerst Seite an Seite kämpften, haben nun nichts mehr, was sie aneinander bindet und so beginnen sie, sich gegenseitig zu bekämpfen.
Letztlich wird die militärisch stärkste Gruppe als Sieger hervorgehen, und aus Angst vor neuen Revolutionen beginnen, alle Gegner systematisch auszuschalten. Das sehen wir in der Geschichte nach jeder Revolution – nicht umsonst gibt es den Spruch „Die Revolution frisst ihre Kinder“. Das Ergebnis ist noch mehr Blut, noch mehr Leid und Elend und ein anhaltender Zustand der Angst.
Diese Angst wird auch noch gesteuert und von den neuen Machthabern eingesetzt. Im kommunistischen Ungarn gab es den Begriff des „Türglockenfiebers“. Das absolute kommunistische Regime hatte ein effektives Geheimdienstsystem, das sich gegen das eigene Volk richtete und es ausspionierte. Läutete die Türglocke wusste man nie, ob das nur der Nachbar war, der sich etwas Zucker ausborgen möchte (sofern es Zucker überhaupt gab) oder der Geheimdienst, der einen auf nimmer wiedersehen verschwinden lassen würde.
Ohne es selbst zu wissen oder bewusst dazu beizutragen, kann man in postrevolutionären Diktaturen plötzlich als „Konterrevolutionär“, als „Feind der Revolution“ da stehen, nur weil man – bewusst oder unbewusst – etwas getan hat, das dem Regime nicht passt. Dieses Phänomen sehen wir nach allen Revolutionen der Geschichte. Revolutionäre Ideologien kennen nur die Revolution, brauchen also immer einen Feind gegen den sie sich richten.

Ist ihnen schon mal aufgefallen, dass linke Parteien, fast immer GEGEN etwas werben und selten FÜR etwas? So sind sie GEGEN Rassismus, GEGEN „ungerechte Verteilung“, GEGEN die „Unterdrückung der Frau“, GEGEN den Krieg, GEGEN das was sie als „Faschismus“ definieren und so weiter und so fort. Sie benötigen immer ein Feindbild, sind eingesessen und stur oppositionell. Sobald sie an der Macht sind haben sie plötzlich die Pflicht, konstruktiv zu sein. Da ihnen das aufgrund ihres Anti-Programms meist nicht gelingt, suchen sie nach neuen Dingen, GEGEN die sie sein können. So werden nach und nach zuerst politische Gegner ausgeschaltet, diffamiert, verpönt und gehen ihnen die echten Gegner aus, suchen sie unter den eigenen Weggefährten nach immer neuen Gegnern. So hat die Sowjetunion zum Beispiel den spanischen Bürgerkrieg ausgenutzt, um politisch etwas anders denkende aus den eigenen Reihen, die in Spanien gegen das Franco-Regime kämpften, unauffällig auzuschalten. Das nennt man dann „Säuberungen“, und kommunistische Regimes in allen Zeiten und allen Ländern sind bekannt für diese Taktik. Äußert jemand Kritik am Regime, wird er sofort als „Faschist“ etikettiert und auf die Feindesliste gesetzt. Wie bereits andernorts erwähnt, agieren heutige linksextreme Gruppen noch genauso, dass sie einfach jeden, der ihnen widerspricht als Faschist diffamieren. So haben heutige Linke den Faschismus-Begriff so umdefiniert, dass jeder, der sich ihrer Ideologie entgegenstellt laut ihrer Definition ein Faschist ist. Es gibt wohl keine peinlichere, auffälligere und primitivere Art, die Opposition mundtot zu machen.

Auch in der arabischen Revolution zeichnen sich diese Muster bereits ab. Denken Sie wirklich, der wütende Mob in Libyen würde tatsächlich wegen dem Mohammed-Video auf die Straße gehen und Menschen töten? So verabscheuungswürdig das Video auch ist aber nein, es geht darum, dass sie Freude am Umsturz gefunden haben, und ihre Revolution nur durch weitere Revolutionen rechtfertigen können, so wie es immer und nach jeder Revolution der Fall war!
In einem Interview mit einem der wütenden Demonstranten, das im Fernsehen übertragen wurde, sagte dieser: „Wir kämpfen bis alle Amerikaner und alle Botschafter (!) aus dem Nahen Osten verschwunden sind.“ Und Israel natürlich am liebsten gleich mit. Warum nicht gleich einen Eisernen Vorhang (!) um die arabische Welt ziehen? Allen westlichen Einflüssen trotzen – los gehts! Merken Sie, wie die Geschichte sich wiederholt?

DIE LINKE VEREINNAHMUNG DER ARABISCHEN REVOLUTION

Auch ist es kein Wunder, dass die arabische Revolution von linker Seite verherrlicht und bejubelt wird: Schließlich hat die kommunistische Ideologie eine gewisse Routine im Auffüllen von Machtvakua und sieht in jedem Umsturz eine Chance, ihre vergiftenden Ideen in den Blutkreislauf eines Volkes einzupumpen. Insgeheim besteht immer noch die Hoffnung, in Ländern ohne eindeutige Machtstruktur, „Volksrepubliken“ – kommunistische Diktaturen – zu errichten. Geht man durch die Straßen, sieht man unzählige Plakate und Sticker an Laternenmasten, U-Bahn-Stationen, Hydranten und ähnlichen, die zu Vorträgen über den „Arabischen Frühling“ (auch „Arabellion“ genannt) einladen, oft neben einem hübschen Bild von Che Guevara und mit kurzen Wortmeldungen über die „große Chance“ der arabischen Revolutionen.

Dass ausgerechnet Che Guevara als Galionsfigur genommen wird, wird historisch versierten Menschen ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern, weil es, ohne dass es vom Urheber beabsichtigt ist, eine tiefe Wahrheit offenbart: schließlich trug Ernesto stark zur Brutalisierung der Revolution in Kuba bei. Er war es, der in Kuba, nach Nordkoreanischem und Sowjetischem Vorbild, Konzentrationslager errichten ließ und politische Gegner – teilweise persönlich – hinrichtete. Er ist somit Sinnbild für den Unsinn, die Brutalität und die große Lüge des Kommunismus und somit auch Inbegriff der Revolution schlechthin.

CONCLUSIO: REFORM STATT REVOLUTION

So lang es eine Revolution nicht schafft, die Lebensumstände ALLER Menschen eines Landes zu bessern ist an das Prinzip der Revolution an sich nicht zu glauben. Und leider war das nie der Fall. Revolutionen bedeuten Chaos und Unordnung.

Natürlich haben einige Akteure der arabischen Revolution dies mit den besten Absichten getan, wie man auch an den Treuekundgebungen für den Westen sieht. Trotzdem stellt sich ernsthaft die Frage, ob diese guten Elemente obsiegen werden – haben sie denn jemals in einer Revolution obsiegt?

Um tatsächlich etwas zu verändern, bedarf es Reformen und einer Änderung der Einstellung. Nicht mehr das „ich“ und das „wir“ im engsten Rahmen (etwa der sozialen Schicht, des ethnischen Volkes, der Konfession) sollte Mittelpunkt von Möchtegern-Gerechtigkeitsgedanken stehen, sondern das „wir“ als Summe aller Menschen, die es betrifft. Man sollte endlich merken, dass die eigene Freiheit dort aufhört, wo die Freiheit des nächsten beginnt und nach Kompromissen suchen und bereit sein, auch selbst zu verzichten – auch auf Dinge, auf welche man der eigenen Meinung nach ein Anrecht hat. Denn etwas, das man selbst bekommt, kann ein anderer schon Mal nicht bekommen. Kann man wirklich sicher sagen, dass das, was man selbst bekommt wichtiger ist, als das was der andere bekommen würde, wenn man selbst verzichtet?

Und vor allem muss mit der Unordnung der Revolution schluss sein:

Eine legitime Macht, eine Regierung die von allen akzeptiert werden kann, die sich um die Rechte von Minderheiten bemüht (nicht nur der Mehrheit, die sie gewählt hat) und die Freiheiten aller ihrer Bürger berücksichtigt, muss sich von oben her Gedanken über die Verbesserung der Situation machen. Es reicht nicht, wenn aufgeheizte Gruppen einander bekämpfen und der Stärkere dann den Ton angibt – üblicherweise zum Nachteil seiner Gegner und Kritiker. Bei Revolutionen wird oft zuerst gehandelt und dann danach gegangen, was sich ergibt. Doch das reicht nicht – bei weitem nicht.

Na, wann sind wir endlich bereit, aus der Geschichte zu lernen? Wir reden so oft davon – es wird Zeit, dass wir es auch tun!

Man sagt oft, ein Staat muss wie ein Haus von unten nach oben her errichtet werden. Ich sage aber, bei einem Haus reicht es nicht, von unten zu beginnen, man braucht zuerst einen Plan, einen Plan der dem Verstand eines Menschen entspringt, der über allem steht und den Überblick hat, der sich Gedanken macht, wie alle Teile des Hauses den perfekten Platz für sich selbst und alle anderen Teile einnehmen können. Dabei muss er die Funktionalität und den einzigartigen Wert eines jeden Teils berücksichtigen um daraus ein perfektes, einzigartiges und funktionstüchtiges Haus zu errichten, sodass keine Teile unberücksichtigt oder vernachlässigt übrig bleiben.

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7 Kommentare

  1. Gerne gelesen, vielen Dank! Zur Ikone „Che Guevara“: Auffallend ist die Ähnlichkeit des Kultporträts mit historischen Jesus-Darstellungen. Ohne die christliche Vorstellung eines Erlösers wäre die Revolutionsromantik gar nicht möglich: Irgendwann kommt der Visionär und Befreier. Europäische Jugendkommunisten vermischen gerne kindliche Glaubensphantasien mit dem Bild eines verträumten Revoluzers – die harten Fakten zum Leben des mörderischen „Che“ bleiben unbekannt oder werden ignoriert…

  2. […] Opium für das Volk und muss historisch gebildeten Menschen sehr zu denken geben.” More on: https://truehistoryblog.wordpress.com/2012/09/30/arabischer-fruhling-sommer-herbst-und-winter-oder-wa… Share this:TwitterFacebookLike this:LikeBe the first to like this. Categories […]

  3. ekattwinkel · · Antworten

    Das ist ein sehr interessanter und aufschlussreicher Artikel, den ich mit großem Interesse gelesen habe. – Ich frage mich auch schon lange, ob der Zusammenhalt der verschiedenen aufständischen Gruppen nicht in dem Augenblick zubrechen wird, in dem der gemeinsame Feind besiegt ist. Man weiß ja, nichts schweißt mehr zusammen als ein gemeinsamer Feind. E.K.

  4. …und schon ist es soweit. Mursi benutzt das alte Argument „die Revolution zu retten“ um die Macht an sich zu reißen. Willkommen in der neuen Diktatur. Gruselig, wie sich alles permanent wiederholt und wie leicht es vorherzusagen ist. Gratulation an alle Revolutionäre!

  5. […] Mehr darüber, wie Kommunismus entsteht und wie man “den Anfängen wehren” kann, wie es so schön heißt, entnehmen Sie auch meinem Artikel über den Sinn und Unsinn von Revolutionen […]

  6. und die diskriminierung und verfolgung andersdenkender im Ägypten nach dem „arabischen frühling“ geht weiter – diesmal gegen die Bahai-Religion:

    Bahá’í sollen in Ägypten keine staatlichen Schulen mehr besuchen dürfen

  7. „Das schlimmste was und passieren konnte, war die Revolution“

    „Das Schlimmste, was uns passieren konnte, war die Revolution“!

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